Eine Zusammenstellung von Christina Poth
Man unterscheidet zwischen Versalziffern und Mediävelziffern. Die Versalziffern (Majuskelziffern) haben optisch die gleiche Höhe wie die Versalien. Mediävelziffern (Minuskelziffern) besitzen Ober- und Unterlängen wie Kleinbuchstaben.
Ein Blick in die Glyphenübersicht zeigt, welche Ziffernsätze in der gewählten Schrift vorhanden sind. In InDesign kann man sie über das Ausklappmenü des Textfensters > OpenType ansteuern: Lining (für die auf der Grundlinie stehenden Versalziffern) und Oldstyle (für die Mediävalziffern).
Betrachtet man die Mediävelziffern genauer, dann fällt auf, dass sie im Vergleich zu den Versalziffern verschiedene Größen haben und unterschiedlich positioniert sind. 0, 1 und 2 sitzen auf der Grundlinie und erreichen die x-Höhe. 6 und 8 stehen ebenfalls auf der Grundlinie, aber wachsen nach oben – ähnlich wie die Oberlängen der Kleinbuchstaben. 3, 4, 5, 7 und 9 haben Unterlängen.
Tabellarische Ziffern – egal ob in ihrer Versal- oder Mediävelform – haben alle die gleiche Gesamtbreite. Man könnte auch sagen: Der Parkplatz jedes Zeichens ist gleich breit. Daher eignen sie sich ideal für den Einsatz in Tabellen, beispielsweise in Geschäftsberichten oder Datenvisualisierungen.
In englischsprachigen Interfaces findet man sie über das Ausklappmenü des Textfensters > OpenType: Tabular Lining und Tabular Oldstyle.
Bei proportionalen Ziffern verhält sich die Zeichenbreite nicht tabellarisch, sondern proportional – die Gesamtzeichenbreite variiert. Um bei dem Bild des Parkplatzes zu bleiben: Jedes Zeichen bekommt einen Parkplatz in der benötigten Breite. Dies macht Sinn für Headlines, Fließtexte, Bildlegenden und alle weiteren Anwendungen, wo Inhalte nicht tabellarisch gesetzt werden.
Die englischen Begriffe hierzu lauten Proportional Lining und Proportional Oldstyle.
Sehr häufig sieht man unaufmerksam gesetzte Daten. Nutzt man hier aus Versehen tabellarische Ziffern, entstehen durch die festen Zeichenbreiten unschöne Löcher. Das fällt besonders an der Ziffer Eins auf. Für gut ausgeglichene Daten sind die proportionalen Ziffern da. Der Weißraum zwischen den Ziffern wirkt optisch gleich groß, was sie angenehmer lesbar ist macht.
In Lesetexten stechen Versalziffern durch ihre Höhe sehr heraus. Die Mediävelziffern integrieren sich durch ihre Ober- und Unterlängen besser in Fließtexte. Dadurch bleibt das Textbild ruhig und gleichmäßig.
Sie sind über die OpenType-Features erreichbar und ihr Einsatz kann in den Stilvorlagen definiert werden.
Wie in Tabellen auch kann es bei Listen auf Standgenauigkeit ankommen. Durch den Einsatz tabellarischer Ziffern stehen die Uhrzeiten bündig untereinander und sind leicht zu erfassen.
Textauszug angelehnt an:
Einführungstext der Ausstellung »Am Anfang war Ada. Frauen in der Computergeschichte«, 2016, Heinz Nixdorf Museums-Forum Paderborn.